Stadtigel 1/2002


Inhalt

"Doch nicht so besonders" - Entschlüsselung des menschlichen Genoms

Wasser in Flaschen oder doch lieber aus der Leitung?

Monti gegen Ökotipps

Reizende Kombination - Gefahren chemischer Reinigungsmittel

Mehr Gift dank Gentechnik

Brandneuer Stoff

Solar-Gigant in Australien - 1000 Meter hoher Turm als Aufwindkraftwerk


"Doch nicht so besonders" - Entschlüsselung des menschlichen Genoms

"Eine beispiellose Demütigung des Menschen", stellt das Magazin New Scientist fest. "Während wir uns noch gegenseitig zu der bedeutsamen Leistung beglückwünschen, das menschliche Genom sequenziert zu haben, lässt das Genom erkennen, dass wir doch nicht so besonders sind. Wie sich herausstellt, besitzen wir nur 5mal so viele Gene wie ein Bakterium, ein Drittel mehr als ein Wurm und ungefähr doppelt so viele wie eine Fliege." Außerdem "gleichen 40 Prozent unserer Gene denen von Fadenwürmern, 60 Prozent denen der Fruchtfliege und 90 Prozent denen von Mäusen". Wie die Zeitschrift berichtet, verändert die Kenntnis des menschlichen Genoms auch unsere Ansicht über Rassen. So können zwei Menschen der gleichen Rasse angehören und sich sehr ähnlich sehen, aber dennoch genetisch weit unterschiedlicher sein als zwei Angehörige völlig verschiedener ethnischer Gruppen. Luigi Cavalli-Sforza von der Stanford-Universität stellte fest: "Die Unterschiede zwischen Menschen derselben Rasse sind so gravierend, dass es lachhaft ist, von Rassenunter- schieden - oder überhaupt von Rassen - zu sprechen."

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Wasser in Flaschen oder doch lieber aus der Leitung?

"Mineralwasser in Flaschen ist so beliebt, dass weltweit mehr als 700 verschiedene Marken produziert werden", schreibt die New York Times. Doch "oft ist der Behälter der einzige Unterschied zwischen teurem Flaschenwasser und Leitungswasser". Der World Wide Fund for Nature (WWF) weist darauf hin, dass "in vielen Ländern Wasser in Flaschen nicht unbedingt sicherer oder gesünder ist als Leitungswasser, aber bis zum tausendfachen Preis verkauft wird". Leitungswasser zu verwenden spart nicht nur Geld, sondern ist auch noch gut für die Umwelt, weil für die Flaschen jährlich 1,5 Millionen Tonnen Kunststoff verarbeitet werden und "die Giftstoffe, die bei der Entsorgung der Flaschen anfallen, Gase freisetzen, die zur Klima- veränderung beitragen". Gemäß dem Leiter des internationalen WWF-Wasserprogramms, Dr.Biksham Gujja,"gelten in Europa und in den USA für Leitungswasser umfangreichere Bestimmungen als für die Mineralwasserindustrie".

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Monti gegen Ökotipps

An der Website des Berliner Umweltbundesamts hat EU-Wettbewerbskommissar Mario Monti Anstoß genommen und der Bundesregierung ein Vertragsverletzungsverfahren angedroht. Die Behörde hat in einer Ökobilanz herausgefunden, dass unter Umweltgesichtspunkten die verbrauchsnahe Produktion von Sprudel, Säften und Wein Vorzüge hat. Folgerichtig empfehlen die Ökoexperten: "Kaufen Sie Getränke aus der Region, denn: Jeder Kilometer zählt." Weil der Tipp von einer staatlichen Stelle komme, sehen Montis Beamte darin ein potenzielles Handelshemmnis. Die Aufforderung, regionale Waren zu kaufen, sei eine Diskriminierung all jener Konkurrenzprodukte, die von weit her kämen. (Quelle: Der Spiegel 7/2001)

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Reizende Kombination - Gefahren chemischer Reinigungsmittel

Wenn sie zusammenwirken, schaden Reinigungsmittel, Seife und Fleckenentferner der Gesundheit in bislang unbekanntem Außmaß. Forscher der Universität Jena untersuchten die Verträglichkeit der Substanz Natriumlaurylsulfat, die in fast allen Seifen, Shampoos und Badezusätzen enthalten ist, in Kombination mit dem Lösemittel Toluol, das zur Entfernung von Fettflecken und Klebstoffresten dient. Ergebnis: Die hautreizende Wirkung der beiden Stoffe steigerte sich gegenseitig, der Schaden war größer als die Summe der Einzeleffekte. Besonders gefährdet, warnen die Wissenschaftler, seien Menschen, die beruflich mit verschiedenen Chemikalien und Reinigungsmitteln in Kontakt kommen, zum Beispiel Friseure oder Metallarbeiter. (Quelle: Greenpeace Magazin 2/2001)

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Mehr Gift dank Gentechnik

Auf einem Acker in der kanadischen Provinz Alberta wuchern die ersten Superunkräuter - sie widerstehen gleich drei handelsüblichen Unkrautvernichtern. Ein Farmer hatte 1997 auf benachbarten Feldern drei verschiedene genmanipulierte Rapssorten angebaut. Ihre Pollen haben offenbar verwandte Unkräuter befruchtet: 1998 tauchten wilde Verwandte des Raps auf, die gegen zwei der Spritzmittel unempfindlich waren, letztes Jahr sprossen Konkurrenz-Pflanzen, denen weder mit Round-up (von Monsanto), Liberty (Aventis) noch Pursuit (Cyanamid) beizukommen war, sondern nur mit Hardcore-Herbiziden wie 2,4-D. Ein Fall mehr, der die Verheißungen der Biotech-Konzerne ad absurdum führt, mit Gentechnik lasse sich der Chemieeinsatz auf dem Acker senken. (Quelle: Greenpeace Magazin 3/2000)

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Brandneuer Stoff

Die Brennnessel soll bald Flachs, Baumwolle und Seide ersetzen. Am Institut für Angewandte Botanik der Universität Hamburg experimentieren seit Anfang der neunziger Jahre mit dem Kraut. Inzwischen baut der Textilhändler Heinrich Kranz aus Lüchow die Nesseln (Urtica dioica L.) an, deren extrem reißfeste Fasern sich zu Garn verspinnen lassen. Ab Ende des Jahres 2001 sollen Hemden zu kaufen sein, die so weich und glänzend sind wie Seide. Aber auch das Thüringische Institut für Textil- und Kunststoff-Forschung und die Weberei Spremberger Tuche wollen eine Nessel-Kollektion auf den Laufsteg schicken. Für Landwirte ist der Nesselanbau doppelt ertragreich, denn die Faserpflanze darf auch auf Flächen angebaut werden, für die eine Stilllegungsprämie kassiert wird. (Quelle: Greenpeace Magazin 6/2001)

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Solar-Gigant in Australien - 1000 Meter hoher Turm als Aufwindkraftwerk

Das australische Energie-Unternehmen EnviroMission plant für 700 Mill. Dollar die Errichtung eines 1000 Meter hohen Schlots, an dessen Grund eine Turbine vom Warmluftstrom angetrieben werden soll, der unter einem fünf Kilometer breiten "Treibhaus" aus Glas und Kunststoff entsteht. Das Kraftwerk wird die bisher höchste derartige Anlage weltweit sein. In den nächsten zehn Jahren sollen insgesamt fünf derartige Solartürme auf australischem Boden entstehen. Der Bau der ersten Anlage soll Ende 2003 beginnen und nach zwei Jahren abgeschlossen sein. (Quelle: Neues Deutschland, 7.1.2002)

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(letzte Änderung: 18.06.2002)
Der "Stadtigel - Zwickauer Beiträge zur Ökologie" wurde herausgegeben von der "Interessengemeinschaft Stadtökologie Zwickau e.V.", die Mitglied in der "Grünen Liga Sachsen e.V." ist.
Er erschien bis zum Jahre 2000 in gedruckter Form.

Verantwortlicher Redakteur für die vorliegende Online-Ausgabe war Bert Winkler.